Kulturmäzen Osman Kavala zu lebenslanger Haftstrafe verurteilt

Reuters Kavala ist der prominenteste Angeklagte in Prozessen, an denen fast eine halbe Million türkische Bürger beteiligt sind
Osman Kavala saß trotz internationaler Proteste jahrelang ohne Urteil in türkischer Haft. Nun hat ein Gericht entschieden: Der Menschenrechtsaktivist muss lebenslang ins Gefängnis.
Seit mehr als vier Jahren sitzt der türkische Menschenrechtsaktivist Osman Kavala ohne Urteil im Gefängnis. Nun hat ein Istanbuler Gericht entschieden, dass der Kulturmäzen lebenslang in Haft muss. Dem 64-Jährigen wird versuchte Destabilisierung des Landes vorgeworfen.
Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) hatte bereits im Dezember 2019 Kavalas Freilassung angeordnet, doch die türkische Regierung ignoriert die Entscheidung.
EU-Berichterstatter: Türkei wird »Konsequenzen nicht entgehen«
Im Dezember leitete der Europarat, dessen Mitglied die Türkei ist, deswegen ein Strafverfahren gegen Ankara ein. Das türkische Außenministerium forderte den Europarat auf, auf jegliche »Einmischung« in seine Justizangelegenheiten zu verzichten.
»Es ist schwer zu verstehen, warum die Türkei den Anordnungen des Gerichtshofs nicht nachkommt, obwohl sie Teil dieser Gerichtsbarkeit ist«, sagte Sánchez Amor. Ankara werde »den Konsequenzen nicht entgehen«.
Bereits im Oktober 2021 hatte der Streit für einen diplomatischen Eklat gesorgt: Weil sie Kavalas Freilassung gefordert hatten, drohte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan zehn westlichen Botschaftern, darunter den Vertretern der USA, Frankreichs und Deutschlands, wegen Einmischung in die »unabhängige Justiz der Türkei« die Ausweisung an. Erst in letzter Minute lenkte Erdoğan ein.
Kavala war ursprünglich wegen des Vorwurfs festgenommen worden, die gegen Erdoğans Regierung gerichteten Gezi-Proteste in Istanbul im Jahr 2013 finanziert und organisiert zu haben.
Im Februar 2020 sprach ein Gericht ihn von diesem Vorwurf frei. Kavala wurde aus der Haft entlassen, jedoch wenige Stunden später erneut festgenommen – diesmal im Kontext des Putschversuchs gegen Erdoğan im Jahr 2016 und wegen Spionagevorwürfen.
Quelle: bbc.com
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