Aus IGFM Mitteilungsblatt „Für die Menschenrechte /FdMR“, Nr. 5/22, S.1

IGFM-Anwälte in der Ukraine- „Unser Auftrag ist es, jetzt zu helfen“

 „Die Situation ändert sich von Tag zu Tag. Wir konzentrieren uns auf Lebensmittel, Hygiene und Medikamente, aber die Leute fragen auch nach Treibstoff, Geld und vor allem Trinkwasser. Es besteht ein dringender Bedarf an Medikamenten für Herz, Bluthochdruck, Verbandsmaterial und ganz besonders Babynahrung. Wo die Postämter nicht funktionieren, sind infolgedessen die Apotheken leer. An einem Tag können wir alles kaufen, und am nächsten Tag ist fast alles nicht verfügbar. Wir versuchen, mit lokalen Produzenten zusammenzuarbeiten, um die Wege kurz zu halten.“

Täglich berichtet Anton Alexejew, wie er mit seinem 12köpfigen Team hilft. „Eigentlich sind wir Rechtsanwälte, aber jetzt ist die humanitäre Hilfe unser Auftrag für die Gesellschaft und die Ukraine. Wir leisten Hilfe in 13 von 25 Regionen in der Ukraine, und wir kooperieren mit lokalen Behörden, Krankenhäusern, Altenheimen, Waisenhäusern und Kirchen. Im Moment kann die Regierung Heimen und Krankenhäusern nicht jederzeit ausreichend finanzielle Mittel bereitstellen; wir springen ein, wo wir und wie wir können. Dafür haben wir verschiedene Lebensmittelkörbe nach UN-Standard entwickelt: Für Menschen, die unterwegs sind, für diejenigen, die Zugang zu einer Küche haben, und für diejenigen, die keine Lebensmittel kochen können. Es sind hauptsächlich Frauen mit Kindern auf der Flucht. Sie suchen Zuflucht bei ihnen völlig fremden Menschen, die ihnen ein Zimmer oder eine andere Unterkunft zur Verfügung stellen. Doch damit ist das Problem einer guten Ernährung für die Kinder nicht gelöst. Die Hilfe aus dem Ausland besteht hauptsächlich aus Kleidung, Konserven und Hygieneartikeln. Frische Lebensmittel – gerade für die Verpflegung der Kinder – muss zugekauft werden. Daher geben wir einen Teil der Direkthilfe auch in Form von Bargeld.“

Flüchtlinge gibt es nicht nur in den Städten, wo sich die ausländische Hilfe konzentriert, sondern sie sind über das gesamte Land, auch in kleinen Dörfern, verstreut. Die IGFM organisierte in den Regionen Tscherkassy, Zhytomyr, Poltawa und Saporoschje die Verteilung von Lebensmittelpaketen, Windeln und Hygieneartikel. Dem Korostyshev Bezirkskrankenhaus, das Binnenvertriebene aus Kiew, darunter viele schwangere Frauen, aufgenommen hat, haben sie aus einem großen IGFM-Transport notwendige Soforthilfe leisten können. Die Küche der Baptistengemeinde in Lviv/Lemberg erhält für die Versorgung von durchreisenden Flüchtlingen regelmäßige Hilfen aus dem IGFM-Lager, in dem die aus dem Ausland geschickten Hilfsgüter bis zur Verteilung eingelagert werden.

„Wir arbeiten daran, unsere Präsenz in den von der Regierung nicht kontrollierten Gebieten zu verstärken. Wir müssen die Zahl unserer Mitarbeiter dringend verdoppeln, für den Ausbau der humanitären Hilfe, aber auch, um Opfern psychologische Erste Hilfe leisten zu können, für die Berichte und andere Aufgaben. Wir danken allen Spendern in Deutschland, die unsere Hilfe ermöglichen. Doch um unser Niveau der humanitären Aktivitäten halten zu können, benötigen wir einerseits weitere Lastzüge aus dem Ausland, andererseits ungefähr 3000 € in der Woche für den Zukauf von Medikamenten und frischen Lebensmitteln. Bitte seien Sie mit uns!“ Rechtsanwalt Anton Alexejew aus Poltawa/Ukraine, 10. Mai 2022

Rechtsanwalt Anton Aleksejew, persönliche Hilfe von Haus zu Haus

Es war uns wichtig, dass Sie, sehr geehrte Leser, direkt aus der Ukraine erfahren, dass die IGFM kein helfender Zuschauer im sicheren Westen ist, sondern dass unsere Mitglieder und Freunde in der Ukraine sich in ihrer eigenen Heimat den Folgen des von Putin angezettelten Kriegs jeden Tag aufs Neue stellen. Unsere Mitglieder in Polen, in Moldau, im Baltikum, in Armenien bis hin nach Georgien stehen den dorthin gelangten ukrainischen Flüchtlingen zu Seite. Wo notwendig, ermöglichen wir dank Ihrer Spenden diese Hilfe dauerhaft. Seit unserem letzten Aufruf vor einem Monat haben unsere IGFM-Ehrenvorsitzende Katrin Bornmüller und ihre Helfer in Wittlich zwei weitere Lastzüge mit humanitärer Hilfe – teils gesammelt, teils zugekauft – geschickt, und wir haben die Sektion Ukraine mit über 10.000 € unterstützt.

Wir bauen weiterhin auf Ihre großherzigen Spenden. Kennwort: Ukraine (36)