In der neuen Verfassung Usbekistans soll das Sonderrecht der größten Region Karakalpakstan auf Loslösung per Referendum gestrichen werden. Dies führte zu massiven Protesten in der karakalpakischen Bevölkerung.

Nach Angaben der Medien turkmen.news fanden Massenproteste in Chimboy, Moʻynoq und Nukus statt.
Die autonome usbekische Republik Karakalpakstan ist die größte Region Usbekistans. Sie nimmt 40 Prozent der Landesfläche ein, und etwa zwei Millionen Menschen leben dort. In der Republik Karakalpakstan gibt es zwei Amtssprachen – Karakalpakisch und Usbekisch. In den frühen Sowjetjahren existierte das Autonome Gebiet Kara-Kalpak. 1936 wurde die Region Teil der usbekischen SSR.
1990 verabschiedete der Oberste Rat der Karakalpak ASSR die Erklärung über seine staatliche Souveränität. Aber bereits 1993 wurde ein zwischenstaatliches Abkommen über den Beitritt Karakalpakstans zu Usbekistan unterzeichnet. Es ist wichtig anzumerken, dass in diesem Abkommen das Recht auf Loslösung der Republik von Usbekistan gesichert wurde.
Laut Nachrichtenagentur Deutsche Welle prüft die gesetzgebende Kammer des usbekischen Parlaments derzeit einen Entwurf, der die Einführung von 200 Änderungen an 64 Artikeln der usbekischen Verfassung sowie die Aufnahme von sechs neuen Artikeln vorsieht.
Artikel 73-74 der Verfassung von Usbekistan besagen, dass Karakalpakstan das Recht hat, sich von der Republik Usbekistan auf der Grundlage eines allgemeinen Referendums der Bevölkerung von Karakalpakstan zu lösen. Das Territorium und die Grenzen der Republik Karakalpakstan können ohne ihre Zustimmung nicht geändert werden. Die Republik Karakalpakstan regelt selbständig Fragen ihrer administrativ-territorialen Struktur.
Es waren diese Punkte, die aus der Neuauflage der Verfassung Usbekistans entfernt wurden, was bei den Einwohnern der Region zu Unmut führte.
Am 1. Juli protestierten Einwohner in Nukus (der Hauptstadt der Republik Karakalpakstan) gegen Änderungen der Verfassung des Landes. Das Innenministerium nannte diese Proteste „illegal“. Die Demonstranten lehnten den Ausschluss der Bestimmung über das Recht Karakalpakstans auf Sezession von Usbekistan aus der Verfassung Usbekistans ab.
Nach Angaben des usbekischen Präsidenten Schavkat Miromonovitsch Mirsijojew führten die Proteste zu Todesopfern und vielen Verletzten. Tausende Menschen landeten in Krankenhäusern.
Eine anonyme Quelle des Portals turkmen.news berichtete über die Proteste: Die Behörden versuchen, die Dinge so darzustellen, als seien die Menschen für diese Änderungen. Aber die Leute sind dagegen. Telegram erstellt Kanäle, um den Protest zu koordinieren. Bereits in zwei Städten, Chimboy und Moʻynoq  fanden Kundgebungen statt, Menschen wurden festgenommen. Aktivisten und Blogger werden ebenfalls festgenommen. Seit vier Tagen funktioniert das Internet in der Republik nur mit Unterbrechungen. Sie sagen, dass sie bereits zusätzliche Kräfte der Nationalgarde aus anderen Regionen Usbekistans ins Land geholt haben.
Vor dem Hintergrund von Massenprotesten schlug der Präsident Usbekistans bereits am 2. Juli während einer Reise nach Karakalpakstan vor, in der aktuellen Verfassung des Landes die Klauseln über die Souveränität der Republik sowie ihr Recht auf Loslösung von Usbekistan beizubehalten. Die Initiative wurde von Parlamentariern unterstützt. Über die Frage der endgültigen Änderungsanträge soll jedoch am 5. Juli entschieden werden.
Wenn die Behörden an diesem Tag nicht einlenken, planen die Bewohner von Karakalpakstan eine große Kundgebung in der Hauptstadt der Republik, der Stadt Nukus.
Die Verfassungsänderung wurde durch die Proteste letztlich fallengelassen. Die Lage in Usbekistan bleibt dennoch instabil.
04.07.2022
Foto und Video: Telegram/orda_kz